Die Energiewirtschaft erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Immer mehr Haushalte und Unternehmen werden zu sogenannten Prosumern – sie konsumieren nicht nur Energie, sondern erzeugen auch selbst, etwa durch Photovoltaikanlagen. Diese Entwicklung stellt Energieversorger vor neue Herausforderungen: Wie lassen sich Veränderungen im Netzbezug frühzeitig erkennen und effizient bewerten?
Hier kommt die Lokationsbündelstruktur ins Spiel – eine von der Bundesnetzagentur definierte Methode, um physikalische und räumliche Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lokationen systematisch abzubilden. Doch was bedeutet das konkret, und welche Vorteile bringt dieses Modell?
Was ist die Lokationsbündelstruktur?
In der Energiewirtschaft gibt es verschiedene Arten von Lokationen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Dazu zählen:
- Messlokationen (MeLo): Orte, an denen Energie gemessen wird.
- Marktlokationen (MaLo): Orte, an dem Energie erzeugt/ verbraucht wird.
- Technische Ressourcen (TR): technisches Objekt, das Strom verbraucht und/oder erzeugt sowie speichert.
Die Lokationsbündelstruktur fasst diese Einheiten in einem System zusammen, um physikalische Abhängigkeiten transparenter darzustellen. Dabei hat jede Lokationsbündelstruktur einen eindeutigen Code, der in UTILMD-Nachrichten enthalten ist. Der elektronische Datenaustausch erleichtert damit nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Reaktion auf Netzveränderungen.

Einführung und Verpflichtung zur Lokationsbündelstruktur
Ein entscheidender Meilenstein für die praktische Umsetzung war der 1. Oktober 2024. Seit diesem Datum sind Netzbetreiber verpflichtet, die Lokationsbündelstruktur in den UTILMD-Nachrichten zu übermitteln. Das bedeutet:
- Stromlieferanten wurden zum Zeitpunkt der Einführung informiert, falls eine Abweichung vom 1-zu-1-Verhältnis vorlag.
- Bei jeder zukünftigen Änderung der Lokationsbündelstruktur – etwa bei der Neuanmeldung einer PV-Anlage – erhalten Stromlieferanten eine Benachrichtigung.
Ziel der Einführung ist es, die Anschlusssituation und physikalischen Abhängigkeiten nicht nur für den Netzbetreiber, sondern auch für die Marktrollen Lieferant (LF) und Messstellenbetreiber (MSB) transparent und nachvollziehbar zu gestalten.
Mehr Transparenz, aber auch Herausforderungen
Obwohl die Lokationsbündelstruktur die Nachvollziehbarkeit von Veränderungen im Netzbezug verbessert, gibt es noch eine Einschränkung: Bei einer separaten Erzeugungsmessung werden die Messdaten nicht automatisch mit den UTILMD-Nachrichten übermittelt. Das bedeutet, dass Stromlieferanten zwar strukturelle Änderungen frühzeitig erkennen, aber nicht direkt auf detaillierte Messdaten zugreifen können.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung
Trotz dieser Herausforderung ist die Lokationsbündelstruktur ein bedeutender Fortschritt für die Energiewirtschaft. Sie schafft Transparenz, erleichtert die Netzverwaltung und verbessert die Kommunikation zwischen Netzbetreibern und Stromlieferanten. Mit der wachsenden Zahl von Prosumern wird sie in Zukunft eine noch zentralere Rolle spielen.